Thursday, December 13, 2012

Wolfgang Huber reviews Jürgen Habermas

In "Die Zeit" (December 13, 2012), Wolfgang Huber reviews "Nachmetaphysisches Denken II" by Jürgen Habermas:

"Mit Gott und allen Agnostikern
Ausgenüchtert, nicht farbenblind: Jürgen Habermas will den Dialog von Glauben und Religionskritik"
[Update: Now available at Wolfgang Huber's website]


Excerpt:
"Viel zu lernen ist von den diagnostischen und programmatischen Bemerkungen, die Habermas zur Zukunftsfähigkeit der Religionen macht. Ich beschränke mich auf die Lehren für den Protestantismus, die sich aus seinen Überlegungen ableiten lassen. Zwar sieht er den Protestantismus unter den Verlierern der religionspolitischen Veränderungen, die sich mit den gegen-wärtigen Globalisierungsprozessen verbinden. Doch zugleich erkennt er gerade in der reformatorischen Gestalt des Christentums eine besondere Verantwortung für eine theologische Reflexion, die das religiöse Bewusstsein mit dem weltanschaulichen Pluralismus der Gesellschaft, dem menschen-rechtlich legitimierten demokratischen Staat und dem säkularen Charakter wissenschaftlich begründeten Weltwissens zu versöhnen vermag. Diese Stärke eines "reflektierten Glaubens" muss der Protestantismus weiterentwickeln; zugleich muss er sich vor der Gefahr einer "lauwarmen" Religion hüten, die zur bloßen Weltanschauung oder zur gesellschaftlichen Werteagentur wird. Denn das wäre, so Habermas, "das Menetekel des Endes von Religion überhaupt".
Eine Philosophie, die, noch einmal mit einer klassischen Formulierung von Jürgen Habermas gesprochen, "religiös ausgenüchtert" ist, braucht deshalb noch längst nicht religiös farbenblind zu sein. Und eine Theologie, die Glauben und Wissen zu unterscheiden versteht, kann vom philosophischen Nachdenken über die Religion eine Menge lernen. Angesichts kulturkämpferischer Gegensätze zwischen fundamentalistischen Formen der Religion wie der Religionsfeindschaft bleibt nur die Hoffnung auf ein neues Bündnis zwischen reflektiertem Glauben und reflektierter Religionskritik. Zu dem dafür nötigen Lernprozess trägt Jürgen Habermas auf ungewöhnliche Weise bei, auch durch dieses neue Buch."


Wolfgang Huber has been Professor of Systematic Theology at the University of Heidelberg, and has served as bishop of the Evangelical Church of Berlin-Brandenburg 2003-2009. He is the author of "Gerechtigkeit und Recht. Grundlinien christlicher Rechtsethik" (Gütersloh, 1996) and "Der gemachte Mensch. Christlicher Glaube und Biotechnik" (Wichern Verlag, 2002).

See my previous post on Jürgen Habermas's book here.


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